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Abenteuer Casting: "3 Musketiere"

Im Oktober geht das Erfolgsmusical "3 Musketiere" in einer neuen Inszenierung auf Tour. Jetzt wurden 11 Haupt- und 12 Ensemble-Rollen in Köln besetzt. Es kamen einige Hundert hoffnungsfrohe Bewerber und Bewerberinnen – die meisten davon StagePooler. Wie aufregend so ein Casting sein kann und welche Chancen es bietet, berichtet Susanne Lück.

Mittwoch, 13.00 Uhr: Die Holzdielen des kleinen Tanzsaals knarzen. Gespanntes Schweigen. Der große Sänger mit dem ungestutzten Vollbart steht den vier Juroren am Tisch nervös gegenüber. Er bekommt zwei Takte Vorgabe vom Pianisten. Dann holt er tief Luft …

Wir sitzen im dritten Stock des Kölner Stollwerck. Dort haben die Regisseure Sascha Pazdera und Kirstin Hesse ausgewählte Kandidaten und Kandidatinnen zur Besetzung der 11 Hauptrollen geladen. Die meisten hatten sich über StagePool per eChiffre auf einen Part als degenschwingender Gardist oder heroische Edelfrau beworben.

Casting-Jury am Tisch

Echte Chance für Newcomer

Hinter dem langen Tisch am Ende des Saals sitzt zwischen einem Haufen Bewerbungsunterlagen und Donut-Kartons die Jury: Choreografin Bernadette Dengler, Produzent Michael Thinnes, Regisseur Sascha Pazdera und seine Co-Regisseurin Kirstin Hesse (Foto links, von links nach rechts). Sie haben von Stage Entertainment die Lizenz zu einer deutschen Tourproduktion des niederländischen Hits bekommen.

Große Musicalstars sind bereits mit an Bord: Patrick Stanke, der schon in der Berliner Aufführung als D’Artagnan glänzte, und Maricel, zuletzt im Bonner Hair zu bewundern. Aber neben den voll ausgebildeten Profis bekommen hier auch viele, die ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen haben oder nicht hauptberuflich auf der Bühne stehen, eine echte Chance. Eine tolle Gelegenheit für alle, denen es vor allem um den Spaß und die Leidenschaft am Singen und Tanzen geht!

"Mal bitter und mal zuckersüß …"

So ist es auch bei dem kräftig gebauten Sänger, der gerade die vorgegebene Strophe aus Paris schmettert, um damit als Schwergewicht Porthos zu überzeugen (Foto rechts). Er studiert Musical am IfM Osnabrück und hat sich den Vollbart extra in der Hoffnung auf seine Traumrolle wachsen lassen. "Trostlos und wundervoll zugleich. Mal bitter und mal zuckersüß …", singt er – und irgendwie trifft das ja auch auf so ein Casting zu. Einerseits die Sorge, vor der Jury nicht zu bestehen, andererseits der Triumph, wenn man die Herausforderung meistert …

SaengerPorthos wird verabschiedet – eine definitive Entscheidung wird erst später gegen Abend fallen. Der nächste Kandidat wartet schon vor der Tür. Er hofft auf den Part des Priesters Aramis. Der schmale junge Mann mit dem Wuschelkopf, der seit 13 Jahren auf kleineren Bühnen steht, ist gelernter Schreiner. Er wirkt ruhig und gefasst. Als ich ihn aber frage, ob er nervös ist, gesteht er doch seine Angst vor Texthängern – "… oder dass ich ohnmächtig werde."

Die Jury ist kein Strafgericht

Solche Ängste möchte Kirstin Hesse den Bewerbern am liebsten ganz nehmen. "Die Jury ist kein Strafgericht", erklärt sie mit so einnehmendem Lächeln, dass es leichtfällt, ihr zu glauben. "Wir freuen uns über jeden Kandidaten hier und dass er bei unserem Stück dabei sein will." Sie betont, dass Regisseure grundsätzlich bemüht sind, "ihre" Sänger und Tänzer auf deren beruflichem Weg zu fördern – und nicht etwa einzuschüchtern.

Eine spannende Reise

Ein großes Abenteuer scheint die Castingphase für alle Beteiligten zu sein, ob vor oder hinter dem Jury-Tisch. Es herrscht eine Atmosphäre angeregter Erwartung und Konzentration. "Es ist für alle eine spannende Reise", sagt Regisseur Sascha über sein Wunschprojekt. Für ihn, der auch den Athos spielen wird, ist das Stück eine echte Herzensangelegenheit, in deren Verwirklichung er schon viel Vorbereitung investiert hat. Die Musketiere müssen häufiger die Degen kreuzen. Bei der Auswahl der Eingeladenen waren Fähigkeiten wie Fechten oder Kampfsport daher besonders gefragt. Das eChiffre-System von StagePool war dabei eine "große Erleichterung. Bei Hunderten Bewerbern spart das eine Menge Mühe; wir konnten in den Viten ja viel gezielter und schneller nach entsprechenden Fähigkeiten suchen."

Strahlende Karriere

Regisseurin Kirstin Hesse14.00 Uhr. Pause. Ich schnappe mir Regisseurin Kirstin Hesse (Foto links). Das optimistische Energiebündel ist selbst seit vielen Jahren StagePoolerin und blickt zu recht strahlend auf eine großartige Showbiz-Karriere als Schauspielerin und Sängerin. Sie kann von ihrer Kunst mittlerweile leben – keineswegs eine Selbstverständlichkeit. 3 Musketiere ist nicht nur Kirstins erste große Regiearbeit, sie gibt auch selbst die Constanze. Was muss ein idealer Kandidat für sie mitbringen?

Persönlichkeit und Ausstrahlung

Kirstin zögert keine Sekunde. "Außer Singen und Tanzen – vor allem Persönlichkeit. Wir halten nach dem besonderen Etwas Ausschau. Der Auftritt muss authentisch rüberkommen, eine bestimmte Ausstrahlung muss spürbar sein." Sascha ergänzt: "Die Bewerber sollen mich überraschen. Sie müssen Spaß haben auf der Bühne und sich voll einbringen." Außerdem sollten sie natürlich vom Typ her passen. "Ein 1,90 großer Porthos mit Bauch – sowas gefällt mir", sagt er. Dass das nicht gerade der Tänzertyp ist, der im Musical am häufigsten anzutreffen ist, ist ihm klar. "Deshalb suchen wir ja auch das Besondere."

Was darf nicht passieren?

Und was darf einem Kandidaten auf keinen Fall passieren? "Das größte NoGo ist Nichterscheinen ohne Absage", sind sich alle einig. Dass so ein unangekündigtes Fernbleiben beim Casting allen Schwierigkeiten verursacht und den Ablauf empfindlich stört, sei Bewerbern oft nicht klar, erfahre ich. Auch Verspäten ist ungünstig, vor allem ohne Entschuldigung. "Produzenten merken sich solche Unzuverlässigkeit und sagen es weiter", erklärt Sascha. "Wer so was macht, wird nicht wieder eingeladen." Fatal ist natürlich auch eine schlechte Vorbereitung. "Wenn die Dialoge, die wir zum Vorsprechen versendet haben, nicht gut gelernt wurden – das macht einen denkbar schlechten Eindruck."

Problem Akzent

14.30 Uhr. Als eine Kandidatin nicht nur viel zu spät erscheint, sondern auch mit starkem osteuropäischem Akzent vorspricht, zeigt sich ein weiteres Problem. Nicht geeignet fürs Frankreich des 17. Jahrhunderts. "In so einem Fall müssen die Dialoge zumindest so gut geprobt worden sein, dass man sie noch gut verstehen kann", fordert Sascha. "Wir hatten einen Italiener mit heftigem Akzent hier für den Buckingham. Das ging auch nicht – schließlich spielt unser Stück in Paris, und der Mann ist Engländer." Nicht geschadet hat einem anderen Bewerber übrigens seine sprachliche Herkunft. SIe war für das französisches Setting nun wieder eher ein Plus. Wie ich später erfahre, bekommt der gebürtige Franzose und StagePooler Gabriel Marian Skowerski die Rolle! Gratulation.

Riesenchance für jeden

15.00 Uhr. Der nächste Bärtige. Eigentlich sollte der Kandidat, seit langem schon StagePooler, für den Aramis vorsingen. Vom Typ her passt er aber eher für die Rolle des Königs Ludwig, befindet die Jury. Man schickt ihn mit neuem Text vor die Tür. Zwei Stunden bekommt er Zeit, um in der anderen Rolle zu überzeugen. Eifrig macht er sich an den neuen Stoff. Ich hake kurz nach – enttäuscht? "Nein, das ist auf jeden Fall ein Erfolg", versichert er mir. "Es ist immer gut, wenn die Produzenten Potenzial für anderes in einem entdecken." Ich drücke ihm die Daumen.

Alles ist offen bei so einem Casting, so viel ist mir mittlerweile klar. Wenn aus dem erhofften Part nichts wird, dann vielleicht aus einem ganz anderen. "Manchmal passt jemand zwar nicht auf die Hauptrolle, für die er vorgesprochen hat", sagt Kirstin, "dafür entdecken wir aber, dass er für eine Ensemble-Rolle geeignet wäre." Andersherum auch? Sie lacht "Nicht oft." Sascha versichert mir aber, es habe schon Ensemble-Bewerber gegeben, die zum Recall für eine Hauptrolle eingeladen wurden. "Es ist wirklich eine Riesenchance für jeden! Uns ist wichtig, dass Kandidaten offen bleiben und Flexibilität zeigen."

Selbstsicherheit punktet

Darstellerin

15.30 Uhr: Die zartgliedrige Blondine, die strahlend den Saal betritt, hat das Cover für eine Hauptrolle im Blick. Scheinbar mühelos und vollkommen selbstsicher trägt sie ihren Song Kein geteiltes Leid vor und agiert im Dialog mit Kirstin so reizend und selbstverständlich, dass alle Mienen sich erhellen. Von der jungen Sängerin erfahre ich, dass sie Janina Keppel heißt (Foto rechts), nach ihrer Musical-Ausbildung bereits voll im Geschäft ist und die Erfahrung ebenfalls sehr positiv verbucht: "Megageil", freut sie sich, "das war noch viel besser, als ich erwartet habe."

Die Jury ist sich einig. Ein sehr guter Eindruck. Wenn nicht fürs Hauptrollen-Cover, kommt sie auf jeden Fall fürs Ensemble in Frage. In fast drei Stunden werden die Kandidaten angerufen und erfahren, ob sie morgen wiederkommen dürfen. Janina wird dabei sein. 

Es lohnt sich immer

Die Entscheidung machen die vier sich nicht leicht. Die unvermeidlichen Absagen, die folgen müssen, freuen niemanden. "Absagen ist immer schade", sagt Kirstin. "Aber es gibt auch Bewerber, die wir jetzt und hier zwar leider nicht einsetzen können, deren Talent uns aber trotzdem auffällt. Solche Namen merken wir uns natürlich, und sie bekommen beim nächsten Mal wieder eine Chance. Es lohnt sich also auf jeden Fall. "

Wie geht es weiter beim Recall?

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Lust auf 3 Musketiere? Den Trailer seht ihr hier >>

Tickets könnte ihr hier bestellen >>
oder bei Ticket Regional: (0651) 9790777

Labels
Casting · Musketiere · Chance · Kirstin Hesse · Gabriel Marian Skowerski · Patrick Stanke
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