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Annika Bruhns

Annika Bruhns

Wie bist du zum Musical gekommen?

Ich habe eine Ausbildung in NYC an der American Musical and Dramatic Academy gemacht. Dort bin ich nach 2 Semestern gesprungen und in deren Meisterklasse gekommen und habe somit mein Off-Off-B’way Debut gehabt.

Was fasziniert dich an diesem Genre?

Dieser Beruf gibt mir die Möglichkeit durch Musik, Tanz, und Schauspielkunst das Publikum zu erreichen. Wenn jemand im Publikum auch nur für ein paar Minuten nicht an den vergangenen Tag denkt, sondern sich in der Geschichte, die man erzählt, verliert, habe ich mein Ziel erreicht.

Du spielst derzeit die Elisabeth im gleichnamigen Musical – wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet? Hast du Biografien gelesen, die berühmt-berüchtigten Sissi-Filme angeschaut oder wolltest du völlig unvoreingenommen an die Rolle rangehen und selbst erarbeiten?

Ich habe die Hamann Biographien sowohl über Elisabeth als auch über Rudolf gelesen, mir viel Einzel Material besorgt, mit Pia Douwes sehr viel an der Rolle gearbeitet, und natürlich mit dem Regisseur. Die Sissi Filme kenne ich nicht und habe sie mir bewusst nicht angeschaut um kein süßliches 50iger Jahre Bild von dieser Frau zu bekommen, sondern habe versucht mich an die überlieferten Fakten zu halten.

Du hast viel mit Elmar Ottenthal in Aachen und Berlin gearbeitet – was denkst du über die unschöne Entwicklung am Theater des Westens: Ist das deutsche Publikum nicht bereit, seine oft anspruchsvollen Produktionen zu akzeptieren oder hat er bei der Auswahl der Stücke wie "Schwejk it easy" oder damals in Aachen "Blood Red Roses" und "Adam & Eva" einen schlechten Riecher für gute Stücke?

Das ist schwierig in Kürze zu beantworten. Elmar Ottenthal hat immer sein eigenes Publikum gefunden. Er sorgte mit seinen Regien immer wieder für Diskussion, aber wer will denn schon allseits gefälliges Theater machen, da gibt es noch ganz andere Regisseure, die ganze Häuser leer spielen, weil sie Theater machen, was offensichtlich keinen interessiert, Aachen ist so ein Fall im Moment.

Das TdW hat schon unter Baumann finanzielle Schwierigkeiten gehabt und der Intendant hat dann gesagt, das er mit diesen Mitteln kein Theater mehr machen kann, und ist gegangen. Ottenthal hat die Intendanz übernommen, Konsequenzen gezogen, die nicht angenehm waren, für niemanden und hat mit „Falco Meets Amadeus“ das Haus wieder voll gemacht. Ob man es einfach weiter spielen hätte müssen, obwohl es andere Verträge zu erfüllen gab, sei dahin gestellt. „Schweijk It Easy“ habe ich nicht gesehen, somit kann und werde ich mir kein Urteil darüber erlauben. Produktionen wie „Blood Red Roses“ oder auch „Adam&Eva“ kann man nicht miteinander vergleichen. Es hängt an so vielen Faktoren, ob ein Stück ein Erfolg ist oder wird, somit es allein von der Regie abhängig zu machen, zu einfach wäre. Schwächen waren da, aber auch hier war es wieder beeindruckend wie sich die Stücke ihr Publikum gesucht und gefunden haben.

Als Fazit gilt, es gibt mehrere Möglichkeiten ein Musical auf die Beine zu stellen und zu inszenieren, genauso wie in allen Genren auch. Das gilt nicht nur für das Theater sondern auch für anderen Formen des Entertainment. Man mag es oder nicht, aber eine Daseinsberechtigung hat Kunst allemal in dem Moment wo sich ein Publikum findet. Und das hat es immer bei Ottenthal.

Wie beurteilst du allgemein die Lage in Deutschland – "Hair" in Bremen mußhnte nach fünf Wochen bereits wieder schließen, anderenorts sieht die Lage nicht viel rosiger aus. Ist der Markt für Musicals wirklich übersättigt oder liegt es an der Qualität der Stücke?

Nein, der Markt ist nicht übersättigt, denn sonst würden ja andere Stücke nicht laufen. Musical ist ein Form des Entertainments das sich langsam aber sicher aus den Kinderschuhen hebt und sich in Deutschland zurecht findet. Ausländische Stücke zu übernehmen, und sie hier über Jahre zu zeigen hat den Anfang gemacht und es entwickelt sich ein kritisches Publikum hier, die sich ankucken was es gibt und nicht mehr automatisch alles toll finden was Ihnen vorgesetzt wird. „Hair“ läuft unter derselben Inszenierung in Wien mit Riesen Erfolg, also müsste man intensiv sich mit dem Standort Bremen oder deren MarketingAbteilung auseinander setzen, warum ein Erfolg wie „Jekyll&Hyde“ dort sich nicht hält oder aber eben „Hair“ jetzt auch nicht. Aber ich bin kein Business Mensch, ich kann nicht beurteilen was dort für Fehler gemacht worden sind und ob überhaupt.

Elisabeth in Essen hat sich zum Publikumsrenner entwickelt, in Stuttgart erlebte gerade "Kaspar Hauser" seine Uraufführung – glaubst du, das sich deutsche Produzenten verstärkt auf Stoffe konzentrieren sollten, die in der deutschen Kultur viel besser bekannt sind als die Importe wie Jekyll & Hyde oder Les Miserables und dem Publikum damit viel vertrauter sind?

Sowohl „Jekyll“ als auch „Les Mis“ ist europäischer Stoff, ich halte das nicht für das Problem. Wenn die verschiedenen Faktoren eines Erfolges stimmen, dann ist die Relevanz zweitrangig, denke ich. Das beste Stück kann irgendwo laufen, wenn die Publicity nicht stimmt, und es keiner weiß, dann dauert es zu lange bis sich die Mundpropaganda herumgesprochen hat. Meistens langen die finanziellen Mittel nicht aus um so lange durchzuhalten. Die Qualität des Stückes, die auch durchaus durch einfaches Entertainment erreicht werden kann, siehe „Starlight“, setzt voraus, das sich das Stück hält.

Was planst du für die Zukunft nach Elisabeth?

Es sind zwei Stücke im Gespräch für das nächste Jahr, beide sehr schöne Rollen, nach Abschluss der Verträge weiß ich mehr. Im Sommer werde ich wieder auf meine geliebte Treppe in Schwäbisch Hall zurückkehren um da die Wiederaufnahme von „Jesus Christ Superstar“ zu spielen.

Welche Traumrollen würdest du noch gerne spielen?

Es gibt einige Rollen die dabei sind. Sicher die Sally Bowles, die Dolly, Norma Desmond irgendwann mal, auch AIDA verlockt sehr. Und ich bin immer für neue Projekt zu haben, siehe „Peggy“. Ich suche immer neue Stücke mit aufregenden Frauenrollen.

Was würdest du jungen Künstler/innen raten, die eine Musicalkarriere anstreben?

Das „a-und-o“ ist sicher, sich keine Illusionen zu machen. Ohne harte, sehr harte Arbeit und Disziplin geht gar nichts. Es sieht alles so einfach aus, aber man muß sich schon entscheiden für dieses Leben. Ein Zigeunerleben, denn unsereins muß zum Job gehen, nicht andersrum, wenig Freizeit und wenig Stabilität im Leben sind Begleiterscheinungen. Man muß es wollen und keine Alternative haben, sonst hält man es nicht aus auf die Dauer. Ich rede nicht von 2-3- Jahren, ich rede von Jahrzehnten. Ich liebe diesen Beruf trotz allem und finde jedes Mal, wenn ich nicht mehr kann, keine Alternative in mir, etwas anderes zu machen. Und ich denke, nur so geht es.

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www.AnnikaBruhns.de
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