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Seine Karriere war lange ein Spagat: Wie Sicherheit und Kreativität miteinander in Einklang bringen? Wir sprechen mit Markus Wedde über seinen Weg, der zeigt, wie man sich in verschiedenen Bereichen verwirklichen kann.
Markus, wir freuen uns sehr, dass du heute mit uns sprichst. Du bist 40 – welche Rolle spielt das Alter für dich als Musicaldarsteller?
Ich lebe heute entspannter und kalkulierbarer. Seit 4-5 Jahren habe ich mein Leben anders ausgerichtet. Früher kämpfte ich mehr. Die Verdienste waren schwierig, immer die Frage im Kopf, wo kommt im nächsten Monat der Job her. Nach Jahren in dieser Überlebensmentalität habe ich einfach angefangen, mir ein zweites Standbein zu schaffen. Heute bin ich nur noch kreativ und künstlerisch tätig, um mich auszutoben, ohne Existenzdruck! Mir liegen Kinderprojekte am Herzen. Doch Kindertheater wird schlecht bezahlt. Und dank meines heutigen finanziellen Rückhalts kann ich viel mehr in diese Richtung machen.
Was gefällt dir so an der Arbeit für Kinder?
Kinder sind ein ehrliches Publikum. Wenn du das große Glück hast, nehmen sie dich an. Es gibt mir eine größere Erfüllung als jeden Abend vor einem anonymen Publikum zu stehen. Es ist ein anderer Applaus. Kinder bringen mich zu mir zurück. In den 80er und 90ern war es ja nicht Standard, mit den Kindern in der Schule ins Theater zu gehen. So wirklich viel wurde nie für Kinder angeboten. Heute ist die Auswahl besser. Als Kind war ein Theaterstück für mich etwas Besonderes …. Es war toll, etwas auf der Bühne zu sehen, das mich mitnimmt. Und das war auch der ausschlaggebende Grund, von Hessen nach Hamburg zu gehen und die Ausbildung zum Musicaldarsteller zu machen.
Du hast eingangs von deinem zweiten Standbein gesprochen. Worum genau handelt es sich dabei?
Ich habe vor meiner Musicalausbildung eine kaufmännische Ausbildung gemacht und einige Zeit in diesem Bereich gearbeitet. Nach einigen Musicaljobs in Deutschland und im Ausland bin ich nach Hessen zurück, weil mir meine Familie und Freunde gefehlt hatten. Ich war aber nicht in den künstlerischen Klüngelkreisen. Dann habe ich Kollegen kennengelernt und bin in die Szene reingerutscht. Jobs haben sich ergeben, aber es waren keine Überlebensjobs. Ich begann zu unterrichten und erarbeitete mir nach und nach eine kleine Basis.…. Dann habe ich überlegt und sagte mir: Denk nach … du hast auch eine kaufmännische Ausbildung, was kannst du damit anfangen? Dann landete ich beim Hessischen Rundfunk als freier Mitarbeiter. Später bekam ich eine Festanstellung mit einem 8 Stunden Tag. Aber auch dieser Rhythmus, der Arbeitsalltag, irgendwie war das auch nicht mein Ding, da fehlte mir die Kreativität … also habe ich mich selbstständig gemacht und begonnen mit meiner Schwester zusammenzuarbeiten.
Wir betreuen und beraten niedergelassene Arztpraxen im Bereich „Qualitätsmanagement“. Und nun kann ich ganz entspannt Künstler sein. Auch mal an einem Stück mit dreiwöchigen Proben arbeiten - das ist jetzt alles drin. Ich habe es mir selbst kreiert. Hat zwar lange gedauert, aber es geht!
Welche Erfahrung hast du mit StagePool gemacht?
Meinen ersten Job über StagePool bekam ich für die Theaterbühne Spessartgrotte in Mainfranken http://www.spessartgrotte.de, in einer 70er Jahre Revue, im Januar 2013. Da bin ich zum Vorsingen gefahren. Ich durfte mir auch noch eine andere Show ansehen, und habe mich dann erst entschieden. Mit der 70er Revue hat alles angefangen. Über die Musikrevue zum ersten Schauspiel. Es kam „Urlaub mit Papa“, das neue Stück, dass im April 2014 Premiere feierte. Jetzt sind noch weitere Sachen geplant. Im November kommen noch ein Kinderstück und weitere Projekte hinzu. Ich bin dann mit vier Stücken dort beschäftigt.
Ich war früher mal Mitglied bei StagePool, dann lange nicht und bin dann wieder eingestiegen. Ich hatte einiges an Vorsingen gehabt. Was ich positiv finde, ich bekomme immer wieder Jobanfragen. Es sind viele Sachen im Rhein Main Gebiet rumgekommen. Das war früher nicht so. Viele kleinere Bühnen sind für Musicaldarsteller einfach viel interessanter. Ich überlege oft, ob ich mich für einen Job bewerbe, aber ich bin derzeit ausgelastet genug.
Was möchtest du dem Nachwuchs mit auf den Weg geben?
Man muss sich selbst einschätzen können. Mein erstes Vorsingen war eine Katastrophe. Ich war auch oft zu jung für eine Rolle. Wo macht es Sinn und wo macht es keinen Sinn, sich vorzustellen. Es ist schlimm, sich selbst was vorzumachen. Als Anfänger nimmt man meist jeden Job, den man kriegen kann. Und dann geht man frustriert raus.
Nie aufgeben… seinen eigenen Weg gehen. Einfach schauen, was kann ich in Kombi machen. Ich kenne viele Sänger und Darsteller, denen es nicht gut geht. Sie glauben, sie verraten ihren Job, indem sie etwas nebenbei machen.
Ich habe es gehasst, nicht zu wissen, wo mein Geld herkommt. Entweder du hast einen Namen oder du hast keinen, dann kämpfst du immer. Es funktioniert zwar, aber bevor du unglücklich wirst, mach eine Zusatzausbildung. Schau immer über den Tellerrand hinaus. Trau dich!
„Ich will nur als Musicaldarsteller arbeiten“… diese Einstellung ist schwierig! Nicht jeder wird ein Star! Ein Zuschauer spürt, ob du einen Job gern machst. Auch wenn es nur Kleinkunst ist mit 60 Zuschauern. Sie spüren meine Freude! Und ich gehe nachhause und bin selig. Dazu muss ich nicht Star sein, nicht berühmt sein … Es geht um den Moment und die Fragen: Was will ich tun auf der Bühne? Wohin führt mich das? Was kriege ich für das, was ich bieten kann? Dafür dass ich nicht den Riesennamen habe, geht es mir gut. Jeder Jüngere will auf großen Bühnen stehen. Ich habe das erlebt, aber wirklich kreativ war das für mich nicht.
Wie stehst du zu der Einstellung „Umsonst mach ich nichts“?
Ich habe viele Kinderprojekte gemacht, für die ich nicht bezahlt wurde. Einige ermöglichten mir jedoch gutbezahlte Engagements in Folge. Einmal kam ein Zuschauer zu mir nach der Aufführung und bat mich um meine Karte. Daraufhin hatte ich zwei große Chorauftritte! Alles geht Hand in Hand. Vieles geschieht nur durch das Gesehenwerden auf der Bühne. Der Rest kommt dann von allein.
Es ist fast wie Roulette. Man muss spielen können. Ich habe auch schon Jobs absagen müssen, weil ich zwei Jobs habe und keine Zeit. Ich gehe heute aber unbeschwerter ran, weil ich mir sagen kann, entweder kriege ich es oder nicht. Ich frage nicht mehr, warum ich was nicht bekommen habe. Ich mache einen Job, wenn die Chemie stimmt! Ich lasse mein Herz und den Bauch entscheiden.
Was empfiehlst du bei den Bewerbungen?
Man muss sich selbst einschätzen können. Wenn da steht Rock/Pop Sänger, dann muss man als Musicalsänger genau wissen, was man will, wovon man wirklich Ahnung hat. Ja, ich kann das!
Was ist dein Lebensmotto?
Ich habe gelernt: Immer wieder aufstehen, durchatmen, weitermachen! Ich war oft an einem Punkt, wo nichts mehr ging. Auch die Festanstellung beim ARD Fernsehen aufzugeben, war ein mutiger Schritt. Die künstlerische Seite kam aber zu kurz. Ich bin beides: ich liebe es aufzuräumen! Dinge umsortieren. Ich sortiere gern. Es gibt Systeme und ich liebe es, wenn sie funktionieren. Ich kann zwar singen tanzen und springen … aber ich liebe Ordnung. Ich suche Möglichkeiten und Wege, Dinge zu sortieren und Menschen eine Übersicht zu geben.
Man muss in dem Job mit Wahrheit umgehen können und darf sich nicht verunsichern lassen. Man muss an sich glauben. Ich muss wissen, was ich kann und was nicht. Sag ehrlich: „Ich weiß nicht, ob ich das kann, ob ich das abdecken kann. Wenn ihr das aber in mir seht, dann probieren wir es.“
Kurzum… In seiner Wahrheit sein.
Hier kannst du Markus 2014 live sehen: http://www.spessartgrotte.de
Oder geh direkt zu ihm auf seine Hompage unter http://www.markus-wedde.de/