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Künstler Jörg Richter: Die Rolle des Bösewichts und Konkurrenzdenken

Jörg ist Schauspieler, Sprecher, Musiker, Autor und StagePool Mitglied. In welchen Bereichen arbeitet er? Wie wichtig ist ihm Online-Präsenz? Was ist sein nächster Job und wie lief das Casting?

Jörg richter

Wer bist du und was machst du?

Mein Name ist Jörg Richter, ich bin hier, weil ich als Schauspieler arbeite. Aber Schauspiel ist ein Teil meines Berufslebens. Ein anderer Teil ist, dass ich als Moderator arbeite, ich lese vor, ich arbeite mit Hunden, ich bilde Jagdhunde aus, ich gehe zur Jagd, im Winter zum Beispiel ist die Jagd Teil meines Lebens, ein größerer Teil, auch ein Teil mit dem ich ein gewisses Einkommen bestreite.

Und es kommen noch ein paar andere Sachen zusammen. Ich bin relativ komplex aufgestellt, was auch damit zu tun hat, dass es im Schauspiel nur von Schauspiel zu leben...ist sehr schwer. Also wenn man sich darauf fixiert...Das halte ich als für sehr gefährlich, es seidem man hat ein Theaterengagement oder sowas. Aber selbst das geht dann ein paar Jahre und dann...wie auch immer

 

Ein Vogel hat mir erzählt, dass du auch Musik schreibst.

Ich glaube die Musik ist eine wirkliche Liebe und besonders Gitarren - ich liebe Western-Gitarren - und spiele da doch relativ regelmäßig und schreibe Songs, ja, und momentan bin ich lange nicht dazu gekommen, es aufzunehmen, aber, ja, ich schreibe Songs und ich singe auch regelmäßig. Das ist zum Beispiel etwas was ich nebenbei noch mache, dass ich mit einer Band in Dresden spiele, die einmal im Monat eine sogenannte 'Open-Mic-Night' macht und dort kann man sagen ich möchte den-und-den Song singen und dann spielt man den. Dann spielt man den mit einer professionellen Band und wenn man als Sänger zum Beispiel noch nicht so viel Erfahrung hat, oder auch wenn man viel hat, dann kann man mit einer Profi-Band arbeiten. Und das macht man nicht für Geld, sondern das macht man um zu lernen und ich glaube das ist ein großer Aspekt des Schauspieler-Seins, bereit zu sein, zu lernen.

 

Du hast eine eigene Website und bist auch bei Facebook. Wie wichtig ist für dich heutzutage die Online Präsenz?

Die Technik ist eine Notwendigkeit. Ich bin lieber zu einem Casting gegangen, als mich mit einem Fotografen zu verabreden um Fotos zu machen für die nächste Setcard. Heute haben wir diese Setcards in dem Sinne nicht mehr. Ich bin lange, in den Modeljahren zum Beispiel, mit einem Buch, da hat man seine Fotos gesammelt, da musste man bei Fotografen darum kämpfen, dass man die Bilder bekommt, und heute ist es auch noch so, dass ich sehen muss, wo bekomme ich, wenn ich jetzt Material drehe, wo bekomme ich das? Dann muss ich jemanden haben der mir das schneidet.

Ich bin nicht sehr gut in all diesen Dingen. Habe einen Freund, der das sehr gut kann, der aber auch seine zeitlichen Zwänge hat. Und der mir zum Glück in dieser Sache sehr geholfen hat. Oder immer mal wieder helfen kann, dass die Sachen auf dem Laufenden sind. Für mich ist es eher ein Übel, aber ich verstehe, dass es eins ist was mir viel bringt.

 

 

Was hältst du von StagePool als Portal?

Wie ich vorhin schonmal sagte, bin ich nicht der große Technik-Fan. Was ich bei StagePool großartig finde, ist, dass man, das einrichten kann. Das ist nicht kompliziert. Also das schafft selbst ein technischer Benutzer wie ich, der also kein Informatiker ist.

Das Nächste ist, wenn ich etwas nicht kann, dann kann ich da entweder eine Mail hinschreiben, oder ich kann dort anrufen und in beiden Fällen, habe ich innerhalb von 24 Stunden ein Response.

Das ist ja auch nicht so selbstverständlich. Das finde ich großartig.

 

Erzähl uns von dem letzten Job, den du über StagePool bekommen hast. Was für einer war das? Wie lief das Casting? 

Ich habe einen Job bekommen, gerade in den letzten Wochen. Der fängt aber erst an.

Ich bin gebucht worden für eine Karl-May-Produktion. Ich weiß nicht ob das in Schweden geläufig ist. Karl May ist ein Schriftsteller. Ich nenne es jetzt mal Volksschriftsteller, unglaublich fleißig, mehr als 80 Bände, mehr als 80 Romane, hat der Mann geschrieben. Und er hat den in Deutschland bekanntesten Indianer erfunden: Winnetou! Winnetou und Old Shatterhand, das kennst du.

Und in der Nähe von Augsburg haben ein paar Enthusiasten eine Bühne gebaut, eine Freiluftbühne und eine Western-Stadt und spielen dort seit 4 Jahren Karl May. Im letzten Jahr gab es den Ölprinz und in diesem Jahr gibt es Winnetou 2. Und für diese Produktion bin ich gebucht, nicht als Winnetou, nein, nicht als Old Shatterhand, auch nicht als Old Firehand sondern in einer anderen Rolle, die wie ich finde, fast die dankbarste im ganzen Stück ist-weil der ist richtig böse! Er ist richtig böse. Das ist manchmal dankbar zu spielen. Als "Mein Bruder, mein weißer Bruder, wo bist du gewesen", also diese Old-Shatterhand-Nummer. Das ist große Gestik und Pathos, aber ich darf richtig böse sein und freu mich eigentlich auch sehr.

 

 

Wie ging eigentlich das Casting?

Ich lese eine Anzeige bei StagePool, und schreibe hin und bewerbe mich, das würde ich gerne machen. Dann war es in diesem Fall so, dass ich ein Anschreiben bekommen habe, okay, wir würden dich gerne sehen. Und dann gab es einen Termin, der war relativ weit, also die sind sehr professionell aufgestellt da, ich glaube ich habe im Oktober oder November, die Antwort bekommen, dass es Anfang Januar ein Casting geben wird. Beziehungsweise ein Vorsprechen. Da habe ich zwischendurch nochmal den Regisseur angerufen, den man auch erreicht konnte, also das hat ja auch schon was, manchmal telefoniert man da irgendwo hin und naja, vor allen anderen reden wir mit gar niemandem, nee ganz freundlich, konnte sich auch erinnern, und ich hatte den Regisseur gefragt: "Hast du irgendwas was ich für dich Vorsprechen kann? Wo du mich vielleicht schon siehst?".

Aber offenbar wollte er sich die Schauspieler erst ansehen und dann überlegen wen er wofür besetzen kann. Das heißt, er hat mir überlassen was ich vorspreche. Ich habe eine Rolle vorgesprochen, in der ich ein, zwei Brüche habe. Das heißt ich kann verschiedene Aspekte zeigen, meiner Möglichkeiten.

Und das kann ich nur jedem empfehlen solche Rollen, darf man sich erarbeiten, in den Zeiten, in denen man keine Arbeit hat. Das heißt ich arbeite sozusagen als Schauspieler,auch wenn mich niemand bezahlt. Es gibt ein kleines amerikanisches Büchlein, das heißt "How to survive in Hollywood" oder "Your acting Career" heißt es und der Untertitel ist "How to survive in Hollywood". Und das ist ein Buch über die Arbeit die ich als Schauspieler zu machen habe. Es sind ganz viele Lebensweisheiten drin. Und ob man jetzt in Hollywood überleben möchte oder woanders. Wenn ich es professionell machen will dann muss ich mich an bestimmte Regel halten. Und die gelten überall. Und da kann sich niemand durchmogeln, zumindestens nicht auf Dauer. Und dazu gehört ich muss arbeiten, wie ein Musiker sich ein Repertoire erarbeitet, darf ich mir 2-3 Rollen erarbeiten in Englisch möglichst, in Deutsch, also in der Muttersprache oder in einer anderen Sprache. Und diese Rollen solange auch immer wieder erarbeiten, und durcharbeiten bis man, sie so drin hat, nicht nur textlich, das da kein Spiel mehr ist, sondern dass man die einfach...ist. Und wenn man so lange Zeit hat, dann kann man das machen. Ich lebe jetzt seit 4 Jahren mit einem Hund zusammen, da muss ich sowieso jeden Tag 1-2 Stunden in den Wald. Das ist herrlich um Rollen zu sprechen-Da kann man im Wald ein bisschen üben und vor sich hinsprechen...

 

 

So, dann bin ich also dahin gegangen und habe eine Rolle vorgesprochen aus "Top Dogs", das ist ein Stück von Urs Wittmer, wo es um gefeuerte Manager geht und der Regisseur ist ein ganz lieber, wir hatten so noch ein Gespräch, man musste noch zeigen, dass man reiten kann, und hatten dazu noch ein Gespräch ringsrum und der Regisseur ist ein netter Mann und hat mir gesagt, es hat ihm gefallen was ich vorgesprochen habe und hat auch gesagt, okay, ich gebe dir bis dann und dann Bescheid. Jeder freundliche Regisseur würde sagen, es hat mir gefallen, vielleicht sagt er auch gar nichts, aber das bedeutet nichts.

Und ich glaube es ist ganz wichtig, als Lernprozess. Ich kann irgendwo vorsprechen und dann gehe ich nach Hause und versuche so schnell wie möglich zu vergessen, was ich gemacht habe. Ich gehe zu einem Casting, ich spreche vor und ab dann ist es nicht mehr in meiner Hand. Und ich gehe dort auch nicht hin um besser zu sein als jemand anderes, das gibt es nicht. Ich kann nur so gut sein wie ich bin. Das ist heute so sehr verbreitet, dieses Konkurrenzdenken. Aber ich glaube daran nicht. Ich kann so gut sein, wie mein Potential es zulässt und gerade im Schauspiel ist das Authentische wichtiger als, -Besser, was soll das bedeuten?- dickere Muskeln als Schwarzenegger, oder was? Ist mein Lachen größer als Jim Carrey? Also das ist es ja nicht. Die Authentizität muss es sein!

Jedenfalls, rief mich dann der Regisseur irgendwann an und sagte: "Ja Jörg, du bist...ja...ich brauch mal noch 2-3 Wochen." Das ist so eine Zitterrei und dann denkt man: „Er hat angerufen, was immer das bedeutet, vergiss es. Denk nicht weiter drüber nach.“.

Da es ja in diesem Stück um ein längeres Engagement von 5 Monaten geht, muss ich natürlich trotzdem überlegen, Plan B, was mache ich sonst? Nun, dann habe ich immer eine Form von Plan B, der mit Schauspiel überhaupt nichts zu tun hat. Und ich hab ein anderes Leben in einer Form, dass ich es nicht nebenbei machen kann, aber dass ich es machen kann und trotzdem die Freiheit habe, eben diese Dinge zu tun. Eben auch jetzt mal zu sagen die nächsten 5 Monate, wird zwischendurch ein bisschen Zeit sein, aber dann kann ich andere Sachen reduzieren.

Also er rief an und sagte du bist sozusagen unter den letzten 2-3, wo er sich was aussucht und fragte dann auch: "Welche Rolle stellst du dir vor?". Im ersten Gedanken hatte ich mir jetzt Old Firehand gewünscht, weil der ist beschrieben als ein Mann der den Sommer seines Lebens, den Zenit seines Lebens schon überschritten hat und so weiter. Und ich hörte an seiner Reaktion auf der anderen Seite, also er hatte weder ja noch nein gesagt, aber ich hörte an seiner Reaktion: Das er nicht. Ja, das muss man dann so hinnehmen.

Und dann rief er, und das fande ich ganz korrekt und sehr fein, er hat mir immer gesagt, bis dann und dann sage ich dir Bescheid, und er hat mir bis dann und dann Bescheid gesagt. Er hat angerufen. Da musste ich nicht irgendwo hinterherrufen, weil das macht man nicht.

Und er rief an und sagte dann: "Ja, freut mich, dass du dabei bist und welche Rolle würdest du sein?"

Ich sagte: "Keine Ahnung! Er ja wohl offensichtlich nicht, das habe ich an deiner Reaktion gemerkt.“. Und dann gab er mir sozusagen eine Rolle und das Interessante ist, dass im Buch, ich habe mir nochmal das Buch gekauft, der Roman, Hanebüchen Kunst...ja es stimmt, man nimmt für ein Theaterstück, aus einem 580-Seiten-Roman, nimmt man ein paar Handlungsstränge und schreibt daraus ein Stück, Das ist Dramaturgie. So sind auch diese ganzen Filme, die wir uns ja alle, zumindestens meine Generation, die sind ja auch so entstanden. Die nehmen ja nur einen kleinen Aspekt eines Romans und verdichten das zu einem Theaterstück. Und er hat dann sozusagen, die Rolle eines Bösewichts mir zugedacht. Und dann hat irgendwann die letzten Tage, habe ich das Textbuch bekommen...wunderbar!

 

 

Besucht Jörg auf seiner Website:
http://www.jjrichter.de/

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