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In der Endrunde beim Casting: eine echte Nervenprobe! Den tänzerischen Wettkampf um "3 Musketiere" verfolgte Susanne Lück.
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Donnerstag, 11.00 Uhr. Trotz der Kälte draußen ist es furchtbar warm – kein Wunder, fast 30 Bewerber und Bewerberinnen bevölkern einen anderen, kaum größeren Saal im Stollwerck und lassen sich von den gleichen Juroren wie am Vortag beobachten. Heute zum Recall sind nur noch die Auserwählten da, die gestern die ersehnte Einladung per Telefon erhalten haben. Aber noch ist nichts gesichert. Noch einmal müssen sie den aufmerksamen Blicken der kritischen Jury standhalten.
Heute geht es ums Tanzen. Es herrscht aufgekratzte Nervosität. Emsig wärmen sich die Tänzer und Tänzerinnen auf, dehnen die Glieder und proben Grundschritte. Noch weiß niemand, welche Choreografie ihn heute erwartet. Atemlos trifft ein Tänzer in letzter Minute ein. Er murmelt eine Entschuldigung über die Kölner Verkehrsbetriebe … und hat nun einen noch hibbeligeren Start als die anderen. Sich frühzeitig auf den Weg zu machen, lohnt sich bei jedem Casting, merke ich. Bei ungewohnten Örtlichkeiten und Verkehrsverhältnissen muss man nun einmal mit Aufhaltungen rechnen. Besser etwas zu früh da sein …
11.15 Uhr. Es geht los. Zunächst treten Tänzer und Tänzerinnen in getrennten Gruppen auf und zeigen zum aufpeitschenden Rhythmus von Vive le Roi, was sie können. Unter Anleitung der energischen Choreografin Bernadette Dengler wird eine kleine Schritt- und Figurenfolge einstudiert und nachgetanzt (Foto rechts in der MItte). Ich staune. Trotz der beengten Platzverhältnisse geht es sehr konzentriert zu. Fast alle finden sich schnell damit ab, im engsten Radius ihr Bestes zu geben.
Die Konzentration ist es auch, auf die es der Jury ankommt. "So können wir am besten sehen, wer diszipliniert bei der Sache bleibt und sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken lässt", verrät Bernadette. Besonderen Wert auf Disziplin und Leidenschaft legt auch Regisseur Sascha Pazdera. "Es gibt viel zu selten Bewerber, die da vorne wirklich um ihr Leben tanzen", findet er.
11.30 Uhr. Die Jungs sind dran. So eine Tourproduktion, die nicht nur alte Business-Hasen besetzt, ist die Chance für Newcomer. Unter den Tänzern ist beispielsweise auch ein gelernter Werkzeugmechaniker. Er hat über StagePool von dem Casting erfahren und – nach anfänglichem Zögern bestärkt von einer Freundin – sein Glück beim Schopf gepackt. Er hat nur wenig Vorkenntnisse, hält aber tapfer mit den geschulteren Tänzern durch. "Ich bin hier, um etwas zu lernen", erklärt er überzeugt. "Ich will vor allem Erfahrung sammeln. Es ist also auf jeden Fall ein Gewinn für mich." Und seine positive Einstellung bleibt nicht unbemerkt.
Bernadette bewertet seine Einsatzfreude hoch. Sonst wäre er hier auch nicht beim Recall dabei. "Power" findet sie generell das Wichtigste bei ihren Bewerbern. "Darsteller, die richtig Gas geben, sind das, was wir suchen. Technik ist nicht so wichtig, das lässt sich trainieren, aber sie müssen auf der Bühne was rüberbringen. Sie brauchen jede Menge Energie, die bis zum Publikum ausstrahlt."
12.30 Uhr. Mittlerweile ist man zum gemischten Menuett übergegangen. Kaum jemand wusste vorher, was das überhaupt ist. (Ein Volks- und Hoftanz, der in gemessener Schrittfolge solch geringen Körperkontakt zwischen den Geschlechtern ermöglicht, wie er bei Hofbällen des 17. Jahrhundert eben möglich war.) Aber die Bewerber, deren elektrisierter Spannung die unvermeidliche erste Erschöpfung noch nichts anhaben kann, scheinen die neuen Schritte in Minutenschnelle zu lernen. Respekt.
13.00 Uhr. Zur Tanzleistung kommt eine darstellerische Herausforderung dazu. In einer Szene sollen Tänzer, die für den Porthos infrage kommen, ihrer Hofdame deutliche Avancen machen – der Tanz soll als Aufrissritual erkennbar werden und die stürmische Natur des kräftigsten Musketiers voll zur Geltung bringen. Ein Hüne mit wallender Mähne tanzt buchstäblich aus der Reihe, wirft seine zierliche Lady nach getaner Szene kurzerhand über die Schulter und stolziert mit ihr zum Ausgang. Er erntet spontanen Applaus, selbst von seiner überraschten Partnerin.
Draußen frage ich den Hünen nach seinem originellen Aus- bzw. Einfall. "Mit der tänzerischen Eleganz hab ich es nicht so", räumt er mit ruhiger Freimütigkeit ein, und ich weiß spätestens jetzt, warum dieser Mann auf der Bühne gut ankommt.
Er grinst. "Da musste ich mir schnell was Besonders einfallen lassen, was davon ablenkt."
Der prächtige Porthos heißt Peter Bold (Foto links ganz vorn), ist seit Jahren treuer StagePooler, außerdem der Titelheld aus Barbarossa – das Musical und nebenberuflicher Magier. Was immer ihm an Schritteleganz mangeln mag, macht er durch Präsenz und Ausstrahlung wett. Peter bekommt die Rolle als Porthos. Er hat nicht nur die passende Statur und das nötige Talent: Er hat auch das, was der Regisseur vorher als das "Überraschungsmoment" bezeichnet hatte, perfekt umgesetzt. Glückwunsch!
13.30 Uhr. Das Augenmerk richtet sich auf die Damen. Als besonders anmutig fällt eine dunkle Schönheit auf, die mit perfekter Körperspannung und traumwandlerischer Sicherheit agiert. Eine absolute Augenweide. Das ist Iris Makris (Foto rechts im Vordergrund mit Gabriel Marian Skowerski hinten), kurz zuvor noch die Kala aus Tarzan in Hamburg.
Auf dem Flur erzählt sie mir, dass auch für sie als erfahrenen Profi jedes neue Casting noch spannend ist. "Die Herausforderung ist doch jedes Mal eine andere." Diese meistert sie jedenfalls bravourös: Sie wird die neue Königin Anna.
14.00 Uhr. Ich verlasse den Saal. Die endgültige Entscheidung über die Besetzungsliste wird ohne mich fallen. Die Juroren haben noch manche schwere Wahl vor sich. Und die Bewerber noch ein paar Stunden Hochspannung. Aber ich habe den Eindruck, schon viel über diese besondere Produktion erfahren zu haben. Und über das große, hoffnungsfrohe und aufregende Abenteuer, das so ein Casting bietet.
Auf die Premiere am 4. Oktober in Saarbrücken freue ich mich heute schon. Es bleibt spannend …
Tickets kann man übrigens schon bestellen bei Ticket Regional: (0651) 9790777
Wie fing es an beim Casting?